Walsrode/ Wendenborstel. Nach der Fusion der Pferdezuchtvereine Fallingbostel und Mandelsloh sind die Fahrten länger geworden, die die Mitglieder unternehmen müssen – mal geht es 60 bis 70 Kilometer in die nördliche Richtung, zum Beispiel zum Freispringen nach Bommelsen, mal die gleiche Kilometerzahl in westliche Richtung, zum Beispiel zur Jahreshauptversammlung nach Wendenborstel, nicht weit entfernt von Nienburg. Doch Fusion und Entfernung halten die rund 350 Mitglieder nicht davon ab, aktiv am Vereinsleben teilzunehmen.
So zählte der Vorsitzende Jürgen Rump bei der Jahreshauptversammlung fast 100, eine Woche zuvor beim Hengstempfang fast 80 Mitglieder. Wichtigste Tagesordnungspunkte bei der Jahreshauptversammlung waren Ehrungen, Wahl und Verabschiedungen sowie der Vortrag des Moritzburger Landstallmeisters Dr. Matthias Görbert. Doch vorher gab Jürgen Rump seinen Jahresbericht ab, der wie immer sehr ausführlich und detailreich ausfiel. Sein Gesamtfazit: Die Stimmung im Verein im ersten Jahr nach der Fusion sei gut gewesen, die Beteiligung an den Veranstaltungen ebenfalls, nur bei der Fohlenschau habe sich der Rückgang der Bedeckungen bemerkbar gemacht. Herausragender Zuchterfolg des vergangenen Jahres: Die Siegerstute von Soliman de Hus aus der Zucht von Karl-Heinz Meyer (Ebbingen), die auch beim Bezirkschampionat in Beendenbostel die goldene Schärpe trug.
Den größten Vermarktungserfolg verzeichnete Monika Ahlers (Büchten), die bei einer Eliteauktion 145.000 Euro für die Stute Forever love bekam. Diese Stute, ein Hengst aus der Zucht von Jan Siemsglü. sowie ein Vielseitigkeitspferd aus dem Stall Mohlfeld vertraten sehr erfolgreich die Farben des Pferdezuchtvereins Aller-Leine beim Bundeschampionat in Warendorf. Einen Wechsel gab es auf dem Posten des Geschäftsführers und im Vorstand. Nach 25 Jahren übergab Heinrich Bohm die Geschäfte an Ralf Asche; beide wechselten quasi die Plätze, denn Bohm wurde zum Vorstandsmitglied gewählt, während Asche vom Vorstand zum Geschäftsführer berufen wurde. Jürgen Rump lobte die Verdienste von Heinrich Bohm, der viel auf sich genommen habe für den Verein. Dass ihm der Wechsel nicht leicht fiel, merkte man dem scheidenden Geschäftsführer an, als er seine Abschiedsrede hielt und sich bei seinen Vorstandskollegen und den Mitgliedern für die Zusammenarbeit bedankte – die Versammlung bedankte sich ihrerseits mit starkem Applaus. Als erfolgreiche Züchter wurden Frank-Christian Amend als bekannter Springpferdezüchter sowie Friedrich Bode für langjährige Erfolge – zuletzt als Aussteller der Siegerfamilie bei der Stutenschau – geehrt.
Als einer der renommiertesten Pferdekenner in Deutschland sprach Dr. Matthias Görbert über den Einsatz von Vollblütern in der Warmblutzucht. Der Moritzburger Landstallmeister sah es als bedenklich an, wie selten Vollblüter noch eingesetzt würden, wobei doch eigentlich klar sei, dass ein Vollblutanteil von 25 bis 33 Prozent die erfolgreichsten Pferde in allen Disziplinen des Reitsports hervorbringe. Die Gefahr beim Einsatz von Vollblütern sei nicht von der Hand zu weisen: Besonders in der direkten Anpaarung würden nicht nur gelungene Produkte entstehen, „sondern auch Negativ-Varianten, dieses Risiko nimmt uns niemand ab“, so Dr. Görbert. Dennoch sollten bis zu zehn Prozent Bedeckungen eines Verbandes oder einer Population mit englischen Vollblütern vorgenommen werden. Allerdings sollten nur die besten Stuten ausgewählt werden, um die besten Warmbluteigenschaften miteinzubringen. Ansonsten gebe es keine Garantien, der Züchter müsse nach dem Motto „Versuch und Irrtum“ verfahren.