Wer kann sich schon jemals im Leben Weltmeister nennen? Wohl die wenigsten. Ein 23-jähriger junger Mann aus Büchten gehört nicht dazu , denn er ist genau das: Weltmeister. Merlin Campe, Student im Wirtschafts-Ingenieurswesen, wurde bei der Weltmeisterschaft der Jungzüchter im niederländischen Ermelo Mannschaftsweltmeister mit dem Senioren-Team des Hannoveraner-Verbandes. Angetreten waren 16 Pferdezuchtverbände aus sechs Nationen. In der Verbandswertung wurde seine Mannschaft gemeinsam mit dem Juniorenteam zudem noch Vizeweltmeister, in der Einzelwertung schaffte Merlin Campe den zehnten Platz.
Egal ob Reiten, Laufen, wie man die Vorstellung einer Stute, eines Hengstes oder eines Fohlens auf der Dreiecksbahn nennt, oder das Beurteilen: Pferde sind die große Leidenschaft des Büchteners. Auf den Veranstaltungen seines heimischen Pferdezuchtvereins Aller-Leine bekommt er auch schon mal Szenenapplaus, wenn er bei schweißtreibenden Temperaturen eine Stute nach der anderen „läuft“, also vorstellt.
In Ermelo ging es im Seniorenwettbewerb in der Mannschafts- und Einzelwertung um verschiedene „Teildisziplinen“: Dazu gehörte die Beurteilung des Freispringens eines Pferdes, die Beurteilung und das „Herausbringen“, das Mustern und die Vorstellung auf der Dreiecksbahn und natürlich die sehr umfangreiche Theorie.
Wer jetzt übrigens glaubt, dass bei Jungzüchter-Weltmeisterschaften die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, wie bei populären Sportarten, in Luxushotel wohnen, sieht sich getäuscht. Übernachtet wird in Zelten, und neben den eigentlichen Wettbewerben geht es auch viel um Begegnung, Kennenlernen und viel Spaß unter den teilnehmenden Mannschaften und Nationen. „Party ist eigentlich jeden Abend“, verrät Merlin Campe mit einem Augenzwinkern.
Das heißt aber nicht, dass tagsüber nicht mit großer Versiertheit, Leidenschaft und Ehrgeiz agiert wird. Zu den Disziplinen, bei denen Campe besonders glänzte, gehörten Theorie und Freispringen. In der schriftlichen theoretischen Prüfung auf Englisch erzielte er 100 Prozent, und bei der Beurteilung eines Pferdes beim Freispringen belegte er den zweiten Platz.
In der Disziplin, die ganz klar zu seinen Stärken zählt, die Vorstellung auf der Dreiecksbahn, fiel das persönliche Ergebnis schlechter als erwartet aus. „Die Trainer fanden es sehr gut, die Richter weniger“, haderte der Jungzüchter mit der Benotung. Das, was anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern jedenfalls Schwierigkeiten bereitete – die Dreiecksbahn auf dem weiten Gelände, hohe Fahnen, die im Wind knatterten, und Pferde, die sich dann auch mal selbstständig machten, das stellte für Merlin Campe kein Problem dar.
Am Ende war die Freude aber riesengroß, den Teamweltmeistertitel gewonnen zu haben. Und an diesem Wochenende geht es schon weiter, wenn in Münster-Handorf die deutschen Meisterschaften stattfinden. Der Hannoveraner-Verband stellt fünf Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Der Büchtener gehört zu den drei Mannschaftsstartern. Ob ihm in Münster ein ähnlich starkes Abschneiden gelingt wie in Ermelo? „Das wird sich zeigen. Die deutsche Theorie ist jedenfalls noch sehr viel schwieriger“, fiebert Merlin Campe dem Wettbewerb entgegen.