Der Zuchtleiter des Hannoveraner Verbandes, Ulrich Hahne, stellt sich der Diskussion der Aller-Leine-Züchter
„Es konnte Heuwetter sein und am nächsten Tag regnen, wenn Stutenschau war, war Stutenschau.“ Kein Geringerer als der Zuchtleiter des Hannoveraner Verbandes, Ulrich Hahne, war bei der Jahreshauptversammlung des Pferdezuchtvereins Aller-Leine zu Gast, um über das Thema „Gibt es noch eine Zukunft für die traditionellen Stutenschauen im Hannoveraner Verband?“ zu sprechen.
Mit seinem Heuwetter-Zitat und vielen persönlichen Erinnerungen, aber auch mit Zahlen und Fakten kennzeichnete Hahne den Traditionswandel in der Züchterschaft, auf den der Hannoveraner Verband zu reagieren habe. Er persönlich möge den alten Stutenschau-Typus, „ich unterstütze ihn, wo ich kann. Und wenn jemand sagt, der Hahne will unsere Schauen kaputtmachen, dann ist das Gegenteil der Fall.“ Fakt sei aber auch, dass es viele Stutenschauen schon nicht mehr gebe und auch Zusammenlegungen immer nur für etwas Zeitaufschub gesorgt hätten.
Im Vergleich zu vor 50 Jahren wurden im vergangenen Jahr nur noch knapp 30 Prozent der Zuchtstuten auf Schauen vorgestellt. Und deshalb lautete die einfache Antwort auf die Frage nach der Zukunft der Stutenschauen: „Wenn wir nichts ändern, dann gibt es wohl keine Zukunft mehr. Denn die Züchter beschicken die traditionellen Schauen nicht mehr.“ Der Pferdezuchtverein Aller-Leine mit seiner Schau in Ahlden sei noch eine große Ausnahme. Grundsätzlich gelte aber, dass „wir die neuen Züchter mit unserem Schausystem nicht mehr erreichen.“
Denn anders als früher, als die neuen, die jungen Züchter etwa 25 und männlich waren und aus der Landwirtschaft stammten, seien sie heute etwa 40, weiblich und kämmen eher aus dem reiterlichen Umfeld, aber nicht aus der Landwirtschaft. Die Prämierung auf Stutenprüfungen, gab Ulrich Hahne zu, habe den Schauen schon wehgetan. Aber der neue Züchtertypus „möchte alles in einem Abwasch abhandeln: Prüfung, Prämierung und dann die tragende Stute auf die Weide schicken und nicht mehr vier oder sechs Wochen bis zur Stutenschau im Stall haben.“
Der Hannoveraner-Zuchtleiter warb für eine Entwicklung nach dem Motto „an einem Ort gemeinsam, aber richtig“. Ihm schwebe ein attraktives System mit Bezug zu den Regionen vor, „denn nur auf hohem Niveau ist die Attraktivität gegeben.“ Andererseits fahre er gerne zu traditionellen Stutenschauen wie in Ahlden, „aber dann will ich da auch nicht ohne Stuten stehen.“ Tatsache sei, dass auf vielen Schauen keine Stimmung mehr sei. Die Regionen sollten deshalb selbst entscheiden zwischen „Kombiterminen“ aus Prüfung und Schau und Schauen alten Typs.
Der Pferdezuchtvereins-vorsitzende Jürgen Rump sorgte sich um die Basis, denn seines Erachtens seien die Schauen ausschlaggebend dafür, dass eine breite Basis erhalten bleibe. Andererseits seien Zusammenlegungen dort nötig, wo die Schauen zu klein würden. „Wir selbst denken über einen Kombitermin nach. Denn wenn wir der Basis keine regionale Schau anbieten, haben wir sie verloren.“ Große, zentrale Termine würden die Gefahr mit sich bringen, dass „wir oben die Sahne haben und unten nichts.“ Gerade jüngeren und „normalen“ Züchtern müsste man die Möglichkeit geben, ihre Pferde auch unter „normalen“ Umständen zu zeigen.
Die Versammlung des Pferdezuchtvereins Aller-Leine war die zweite in und nach der Pandemie. Die Beteiligung war sehr gut. Neben den geschäftlichen Regularien, die abgehandelt wurden, galt es auch einer Reihe bekannter und erfolgreicher Züchter zu gedenken, die im vergangenen Jahr verstarben – allen voran dem Ehrenvorsitzenden Alfred Backhaus, dem unermüdlichen Motor des Vereins und der Jugendarbeit, Friedhelm Mohlfeld, und einem der erfolgreichsten Züchter der vergangenen Jahre,
Die erfolgreichen Züchterinnen und Züchter von Stuten, die mit einer Verbandsprämie ausgezeichnet wurden, ganz rechts Vorsitzender Jürgen Rump, ganz links sein Stellvertreter Conrad Hogrefe. Jürgen Uhlenwinkel. Wilfried Griesbach wurde mit der silbernen FN-Züchterplakette ausgezeichnet. Neben verschiedenen erfolgreichen Sportpferden, die bei ihm geboren wurden, ist es derzeit besonders der Landgestüt-Hengst Diathletico, der Werbung für den Züchternamen Griesbach macht.
Die neue Geschäftsführerin Elke Allermann stellte ihren ersten Bericht vor. In der Tendenz sei die Zahl der Mitglieder noch einigermaßen stabil; die Zahl der Stuten sei aber rückläufig.