Dank für einen informativen Abend: Der stellvertretende Vorsitzende Thorsten Hogrefe und Dr. Christa Finkler-Schade.
VON ROLF HILLMANN
BUCHHOLZ. Können gesättigte Pferde verhungern? Ja, das können sie – zum Beispiel, wenn man ihnen angesichts der Raufutterknappheit nach diesem Dürresommer nur Stroh zu fressen gibt. Dann nämlich hauen sie sich im wahrsten Sinne des Wortes den Bauch voll, doch die lebenswichtigen Stoffwechselvorgänge durch Mikroorganismen im Dickdarm finden nicht mehr statt, weil die kleinen Organismen zu wenig Nährstoffe bekommen –das Pferd verhungert mit dickem Bauch.
Das war eine von vielen Erkenntnissen, die die Besucher einer Vortragsveranstaltung des Pferdezuchtvereins mit nach Hause nehmen konnten, die im Gasthaus Plesse in Buchholz stattfand. Mehr als 60 Gäste folgten den Ausführungen von Dr. Christa Finkler-Schade, die als Referentin gewonnen werden konnte. Sie gilt als eine der führenden Expertinnen auf dem Gebiet der Pferdehaltung, -gesundheit und -aufzucht. Sie selbst ist aktive Reiterin und Turnierrichterin, Autorin und Referentin von Fachbeiträgen im In-und Ausland, Sachverständige für Pferdezucht und -haltung, Gastdozentin an Fachhochschulen und Universitäten.
Wissen ist Macht, heißt es, doch es bedeutet auch Erfolg – gerade in der Pferdezucht, die mit hohen Kosten verbunden ist. Wer sich da auf dem Wissen der Altvorderen ausruht, weiß zwar auch eine Menge, aber vernachlässigt die wiasenschaftlichen Erkenntnisse, die zu mehr Tiergesundheit und somit zu einem größeren wirtschaftlichen Erfolg führen. Die Referentin zeichnete sich nicht nur durch ein enormes Fachwissen aus, das sie verständlich ihren Zuhörern vermittelte –sie selbst machte auch immer wieder deutlich, welchen Respekt sie vor der Natur und den Leistungen der Tiere hat. Dass Fohlen im Mutterleib erst in den letzten beiden Trächtigkeitsmonaten nochmals fast die Hälfte ihres Geburtsgewichts entwickeln, führte Dr. Christa Finkler-Schade besonders vor Augen – ver-bunden mit dem Hinweis auf die außergewöhnlichen physiologischen Leistungen, die die Stute in der Zeit erbringen muss.
Hochträchtigkeit und die ersten Lebensmonate seien entscheidend für die weitere Entwicklung des Fohlens. Jetzt gelte es, richtig und gezielt zu füttern, Stute und Fohlen mit allen notwendigen Mineralstoffen und Vitaminen zu versorgen.
Von einiger Bedeutung sind in diesem Zusammenhang auch Erkenntnisse über die eigene Futterqualität. Die Referentin ermunterte ihre Zuhörer, in regelmäßigen Abständen Futtermittelanalysen durchführen zu lassen. Gleichzeitig warnte sie davor, Stuten fett zu füttern, da es auch zu einer inneren Verfettung komme, was Schwierigkeiten beim Geburtsvorgang hervorrufe – außerdem sei dies auch schädlich fürs Fohlen. Was viele nicht wussten: Stutenmilch ist zwar sehr eiweißreich, aber mineralstoffarm. Kupfer, Zink und Phosphor seien lebenswichtig, sodass Saugfohlen zwischen dem dritten und fünften Lebensmonat unter Umständen mit einer Mineralstoffpaste gezielt unterstützt werden müssten. So könnten plötzlich auftretende Stellungsfehler Mineralstoffmangel als Ursache haben. Wichtig für Fohlen sei Bewegung, da der Stoffaustausch im Knorpel nur durch Be- und Entlastung zustande kom-me. Die Referentin warnte aber davor, fehlgestellte Fohlen zu stark zu korrigieren.
Ein eigenes Thema waren angesichts des Dürresommers Futteralternativen zum Raufutter. So könnten durchaus 30 Prozent des Raufutterbedarfs aus Stroh gedeckt werden – aber nicht bei hochträchtigen oder schwer futterigen Stuten, bei säugenden Stuten und Absetzern.
Maissilage sei ebenfalls eine Alternative, um ein Drittel des Raufutters zu ersetzen. Dies gelte für Zucht und Aufzucht, nicht aber für Reitpferde, da Mais nicht genügend Mineralstoffe enthalte. Möhren, Rote Beete und Futterrüben seien in entsprechender Menge ebenfalls eine ergänzende Alternative für Raufutter, wobei besonders eingeweichte Rübenschnitzel gut für die Darmflora seien.